Tätigkeitsbericht der Gutachterstelle für Arzthaftungsfragen 2006

Vor der Analyse unserer Tätigkeit und dem Zahlenmaterial hat auch im Jahre 2006 der Dank an unsere Gutachter zu stehen, die uns mit hohem Einsatz qualitativ hochwertige Gutachten liefern, ohne die unsere Tätigkeit nicht möglich wäre.

Nach einem deutlichen Rückgang der Eingänge im Jahr 2005 hat sich dieser Trend, wenn auch deutlich abgeschwächt, im Jahr 2006 fortgesetzt. Im Jahresverlauf ergibt sich jedoch dabei ein deutlich differenzierter Verlauf. Waren die Eingangszahlen in den Quartalen I und II des Berichtszeitraumes weiterhin deutlich rückläufig, so war im III. Quartal wiederum ein leichter, im IV. Quartal ein deutlicher Anstieg der Anzahl der Begutachtungsanträge zu verzeichnen. Eine verlässliche Begründung für diese Entwicklung, die im Übrigen auch in Gutachterkommissionen/Schlichtungsstellen anderer Bundesländer zu verzeichnen war, können wir wiederum nicht benennen. In der Ständigen Kommission der Gutachterstellen der Bundesärztekammer wird diese Entwicklung im Zusammenhang mit der Tätigkeit der Behandlungsfehlermanagementzentren der Krankenkassen gesehen.

Wir haben die Zahlen unserer Gutachterstelle in den angefügten Tabellen und Grafiken in der gewohnten Weise dargestellt. Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgehen, dass für den Abschnitt 3, der die Ergebnisse der Begutachtungen darstellt, eine etwas andere Darstellungsform gewählt wurde, die das juristische Ergebnis der Begutachtung in den Vordergrund stellt. Wer das Zahlenmaterial mit den Angaben aus den Vorjahren vergleicht, wird feststellen, dass es geringfügige Differenzen gibt. Diese erklären sich aus der Tatsache, dass bis 2005 die Statistik lediglich durch Addition des jeweils neuen Jahrganges zu dem bisherigen Zahlenmaterial fortgeschrieben wurde und demzufolge im Verfahrensverlauf auftretende Veränderungen statistisch nicht mehr berücksichtigt werden konnten. Leider spielte gelegentlich auch der Fehlerteufel bei den relativ einfachen Additionen mit. Die diesjährigen Zahlen sind nicht aus einer Fortschreibung entstanden, sondern ergeben sich aus einer komplett neuen Aufbereitung des Gesamtmaterials der Gutachterstelle, sind also genauer.

Diese Zahlen liefern das bereits bekannte Bild bzgl. der Anerkennungsquote wie auch bzgl. der Verteilung auf die verschiedenen medizinischen Fachdisziplinen.

Die Anerkennungsquote von etwa 25 Prozent ist nunmehr über fast 15 Jahre stabil, gleichermaßen die Feststellung, dass die „schneidenden Disziplinen” deutlich häufiger mit Forderungen konfrontiert werden als die eher konservativ bestimmten Fächer. Weiterhin auffällig ist die zunehmende Schärfe, mit der solche Auseinandersetzungen geführt werden. Häufig genug wird offenbar keine Begutachtung erwartet, sondern eher eine Bestätigung erhobener Ansprüche.

Die Zusammenarbeit mit den Haftpflichtversicherern, die in jedem Fall in das Verfahren eingebunden sind, ist überwiegend problemlos, wenngleich nicht zu verkennen ist, dass in einer steigenden Zahl von Fällen die Zustimmung des Versicherers zu einem solchen Verfahren verweigert wird. Die Gründe hierfür können nur gemutmaßt werden.

Neben der Bewältigung der laufenden Arbeiten werden im kommenden Jahr folgende Aufgaben unsere Tätigkeit bestimmen:

  • Ausbau des Gutachterstammes, in einigen Fachdisziplinen auch über die sächsischen Landesgrenzen hinaus.
  • Mit der Neuwahl zur Kammerversammlung im Jahre 2007 wird auch der Sachverständigenrat der Gutachterstelle neu zu berufen sein.
  • Gegenwärtig laufende Auswertungen unseres Gutachtenmaterials in den Fachgebieten Innere Medizin, Anästhesiologie/Intensivmedizin und Allgemeinmedizin werden planmäßig fortgeführt und sollen nach Möglichkeit in 2007 zum Abschluss kommen. Mit diesen Untersuchungen soll eine Aussage getroffen werden, ob sich in unserem Gutachtenmaterial Hinweise für systematische Fehlerquellen finden.

Die dezentralisierte Arbeitsweise der Gutachterstelle verlangt eine gute und straffe Organisation der Geschäftsstelle, um den unfangreichen Schriftverkehr und die Aktenführung zu ermöglichen.

Dr. Rainer Kluge
Vorsitzender