Page 19 - Ärzteblatt Sachsen, September-Ausgabe 2025
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ORIGINALIE
Intervention an weiteren relevanten frühzeitigen Einsatz der VA-ECMO und
Koronarstenosen während der initialen konnten keinen Benefit hinsichtlich der
Herzkatheteruntersuchung zeigte in Mortalität gegenüber der Standard-
der CULPRIT-SHOCK-Studie einen Nach- Therapie ohne VA-ECMO zeigen [13, 14] .
teil [12] . Häufig sind ergänzend hämo- In einer Meta-Analyse mit individuellen
dynamische Stabilisierungsmaßnah- Patientendaten unter Einbezug klei-
men erforderlich . Dabei kommen pri- nerer randomisierten Studien konnte
mär Vasopressoren (Noradrenalin) zum ebenfalls kein Vorteil gezeigt werden
Einsatz . Inodilatoren wie Dobutamin [15] . Demgegenüber stand eine deutlich
oder Milrinon werden in der Praxis häu- erhöhte Rate schwerwiegender Kom-
fig verwendet, obwohl randomisierte plikationen, wie Blutungen und peri-
Studien zu Effektivität und Sicherheit pherer ischämischer Komplikationen .
bislang fehlen . Besonders Blutungen konnten wir in
Eine weitere Therapieoption besteht in der Vergangenheit als relevanten Risi-
der Nutzung aktiver mechanischer kofaktor für eine erhöhte Mortalität im Grafik: SCAI-Klassifikation des kardiogenen Schocks
Kreislauf-Unterstützungssysteme, de- kardiogenen Schock herausstellen [16] . Adaptiert nach Naidu et al . [5]
ren Verwendung in den vergangenen Somit ist eine unselektive ECMO-Stra-
Jahren deutlich zugenommen hat . Ziel tegie bei Infarktpatienten im Schock war die 180-Tages-Mortalität in der
ist, durch die teilweise oder gänzliche aktuell nicht gerechtfertigt . Daten einer Impella-Gruppe gegenüber einer medi-
Übernahme des Herzzeitvolumens eine Meta-Analyse weisen jedoch auf einen kamentösen Standardtherapie signifi-
myokardiale Erholung zu ermöglichen möglichen Vorteil bei sehr selektierten kant niedriger . Allerdings beschränkte
oder die Zeit bis zu einer definitiven Patienten hin [17] . sich die Studie auf ein selektiertes Kol-
Maßnahme (zum Beispiel Transplanta- lektiv von Patienten mit ST-Hebungsin-
tion, LVAD) zu überbrücken . Im Wesent- Für die Impella® hingegen lieferte die farkt (STEMI) ohne vorherige Reanima-
lichen stehen hierzu aktuell zwei Sys- randomisierte, multizentrische DanGer- tion mit schwerer Bewusstseinsein-
teme zur Verfügung: Die veno-arterielle Shock-Studie erstmals positive Daten schränkung bei Aufnahme und ohne
extrakorporale Membranoxygenierung für ein mechanisches Kreislauf-Unter- Rechtsherzbeteiligung . Auch in dieser
(VA-ECMO/ECLS) und die perkutane stützungssystem [18] . Während sich Studie zeigten sich deutlich höhere
linksventrikuläre mikroaxiale Fluss- innerhalb von 30 Tagen zwar kein signi- Komplikationsraten in der Impella®-
pumpe (Impella®) . fikanter Mortalitätsunterschied zeigte, Gruppe . Hierzu zählten Blutungen, die
Während die VA-ECMO, ähnlich einer
kleinen Herz-Lungen-Maschine, das
Blut über eine venöse Kanüle nach ex- GLOSSAR:
trakorporal saugt und über eine Mem-
bran oxygeniert, um es dann über eine • COACT: Coronary Angiography after Cardiac Arrest without
arterielle Kanüle in die Aorta zu pum- ST-Segment Elevation
pen, werden die Impella®-Pumpen di- • CULPRIT-SHOCK: Culprit Lesion Only PCI Versus Multivessel
rekt im linken Herzen platziert, sodass Percutaneous Coronary Intervention in Cardiogenic Shock
das Blut aus dem linken Ventrikel in die • DanGer-Shock: Danish-German Cardiogenic Schock
Aorta ascendens gepumpt wird . Wei- • ECLS: Extracorporeal life support
tere Unterschiede sind in der Tabelle • ECLS-SHOCK: Extracorporeal Life Support in Infarct-Related
dargestellt . Cardiogenic Shock
Die zunehmende Nutzung stand in den • LVAD: Left Ventricular Assist Device
vergangenen Jahren im Kontrast zur • NT-proBNP: N-terminales pro B-Typ natriuretisches Peptid
vorhandenen Evidenz . Mit unserer • SCAI: Society for Cardiovascular Angiography & Interventions
ECLS-SHOCK-Studie untersuchten wir • TOMAHAWK: Angiography after Out-of-Hospital Cardiac Arrest
randomisiert, multizentrisch bei 400 without ST-Segment Elevation
Infarktpatienten mit schwerem kardio- • VA-ECMO: Veno-arterielle extrakorporale Membranoxygenierung
genen Schock den routinemäßigen
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