Page 20 - Ärzteblatt Sachsen, September-Ausgabe 2025
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        Notwendigkeit von Nierenersatzver- Tab .: Eigenschaften der aktiven Kreislaufsunterstützungssysteme
        fahren und Beinischämien . Diskutiert   Impella CP® und VA-ECMO
        wird auch nach wie vor die vergleichs-  Eigenschaften                 Impella CP*    VA-ECMO
        weise hohe Mortalität von fast 60 Pro-  Fluss                         bis 4,3 l/min  max . 7 l/min
        zent im Kontrollarm und unterschiedli-  Größe peripherer Zugänge      14 French      arteriell: 14 – 19 French
        che Studienergebnisse im Vergleich der                                               venös: 17 – 21 French
        teilnehmenden Nationen . Daher sollte   Art des hämodynamischen Supports  univentrikulär  biventrikulär
        der Einsatz der Impella® nur bei ausge-
        wählten Patienten und unter sorgfälti-  Oxygenierung/Decarboxylierung  -             ++
        ger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen .  ‚Undloading’ linker Ventrikel  +              -
                                             ‚Undloading‘ rechter Ventrikel   -              +

        Außerklinischer                     *Neben der peripher-interventionell implantierbaren Impella-CP stehen die Impella 5 .0 und Impella 5 .5 mit
        Herz-Kreislauf-Stillstand           höheren Flussraten zur Verfügung . Diese erfordern eine chirurgische Implantation .
        Eine weitere schwerwiegende Kompli-
        kation des akuten Myokardinfarkts ist  kante Koronarstenose als mögliche Ur- klinischer Reanimation, deren klinischer
        der außerklinische Herz-Kreislauf-Still- sache des Herz-Kreislauf-Stillstands,  Verlauf maßgeblich durch die Dauer der
        stand . Nur circa zehn Prozent aller Pa- bis zu 23 Prozent sogar einen akuten  systemischen Hypoperfusion (no-flow/
        tientinnen und Patienten mit außerkli- Verschluss [19] . Aus diesem Grund hat  low-flow Zeiten) und die Qualität der
        nischem Kreislaufstillstand überleben  man auch Patientinnen und Patienten  Reanimationsmaßnahmen geprägt ist .
        bis zur Entlassung aus dem Kranken- ohne ST-Hebungen lange einer soforti- Diese beeinflussen vor allem die
        haus ohne schwerwiegende neurologi- gen Herzkatheteruntersuchung zuge- Schwere der neurologischen Schädi-
        sche Einschränkungen [3] . Bei Patien- führt . Unsere multizentrische, rando- gung, welche in circa einem Viertel der
        ten, die nach Reanimation das Kran- misierte TOMAHAWK-Studie konnte  Fälle todesursächlich ist [20] . Trotz der
        kenhaus erreichen, liegt die Mortalität  jedoch unter Einschluss von 554 Pati- Entwicklung verschiedener Scores zur
        bei circa 65 Prozent . Auch hier steht die  entinnen und Patienten keinen Vorteil  Risikoabschätzung bereits nach Kran-
        risikostratifizierte Differenzialdiagnos- dieser Strategie hinsichtlich der Morta- kenhausaufnahme, ist aufgrund der
        tik und Akuttherapie im Vordergrund .  lität gegenüber einer abwartenden/se- bisher unzureichenden Diskriminierung
        Der akute Myokardinfarkt bleibt trotz  lektiven Strategie mit Koronarangio- der Modelle, ein Work-up zur neurologi-
        seines rückläufigen Anteils die häufigs- graphie frühestens nach 24 Stunden  schen Prognose frühestens nach 72
        te Ursache des außerklinischen Herz- nachweisen [20, 21] . Und dies, obwohl  Stunden möglich . Damit bleibt die früh-
        Kreislauf-Stillstands .             bei fast der Hälfte der Patienten eine  zeitige Risikostratifizierung ein wichti-
                                            Koronarläsion als mögliche Ursache  ges Forschungsfeld . Daneben muss ein
        Koronarangiographie nach außer-     des Kreislauf-Stillstands nachgewiesen  zentrales Ziel bleiben, die Quote quali-
        klinischem Herz-Kreislauf-Stillstand  werden  konnte .  Bestätigt  wurden  die  tativ hochwertiger Reanimationsmaß-
        Zeigen sich im EKG nach Wiedererlan- Ergebnisse durch die ähnlich große nie- nahmen im prä-klinischen Bereich zu
        gung  eines  Spontankreislaufs ST-He- derländische COACT-Studie und eine  verbessern . Die Rate der Bystander-
        bungen, besteht in > 90 Prozent der  Meta-Analyse anhand individueller Pa- Reanimationen lag in der TOMAHAWK-
        Fälle eine akute Koronarläsion [19] . In  tientendaten aller verfügbaren rando- Studie lediglich bei 63 Prozent [20] .
        diesen Fällen (circa 30 Prozent der Pa- misierten Studien [22, 23] . Dies führte
        tienten mit vermuteter kardialer Ursa- zu einer Herabsetzung der Empfehlung  Zusammenfassung
        che des Kreislaufstillstands) wird eine  für eine sofortige Koronarangiographie  Die Behandlung des akuten Myokardin-
        sofortige Koronarintervention empfoh- bei Patienten mit außerklinischem  farkts mit kardiogenem Schock oder
        len . Hingegen gestaltet sich bei Pati- Herz-Kreislauf-Stillstand ohne ST-He- nach außerklinischer Reanimation er-
        enten  ohne ST-Hebungen im EKG  die  bungen auf eine Klasse III in den euro- fordert eine differenzierte, risikoadap-
        Diag nose deutlich schwieriger, da auch  päischen Leitlinien [24] . Ausgenommen  tierte  Vorgehensweise .  Während  Prä-
          laborchemische und echokardiogra- sind Patienten mit kardiogenem Schock,  diktionsmodelle als Orientierungshilfe
        phische Zeichen frühzeitig nach einer  bei denen weiter eine sofortige Koro- dienen können, fehlen bislang im kar-
          Reanimation unzureichend spezifisch  narangiographie empfohlen ist .  diogenen  Schock  prospektive  Studien,
        sind . Bis zu 60 Prozent der Patienten  Die Ergebnisse der Studien betonen die  die eine Score-gestützte Therapielen-
        ohne ST-Hebungen haben eine signifi- Komplexität der Patienten nach außer- kung validieren . Die wichtigste Säule


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