Fünf Ärzte mit Sächsischem Verdienstorden gewürdigt

AUSZEICHNUNG FÜR BESONDERS ENGAGIERTE BÜRGERINNEN UND BÜRGER

Ministerpräsident Michael Kretschmer hat gestern insgesamt zwölf Bürgerinnen und Bürgern den Verdienstorden des Freistaates Sachsen verliehen, darunter fünf Ärzte. Mit dieser Auszeichnung ehrt der Freistaat Menschen, die sich im politischen, wirtschaftlichen, kulturellen, sozialen, gesellschaftlichen oder ehrenamtlichen Bereich in herausragendem Maße engagiert haben.
 
Bei dem Sächsischen Verdienstorden handelt es sich um die höchste staatliche Auszeichnung des Freistaates.


Ausgezeichnet wurden folgende Ärzte:

Prof. Dr. Peter Stosiek

Der Mediziner, Theologe und Pianist Prof. Dr. Peter Stosiek (85) beteiligt sich seit mehreren Jahrzehnten aktiv am öffentlichen Diskurs und engagiert sich in besonderer Weise für Kirche und Gesellschaft. Sein Einsatz für Recht, Gerechtigkeit und Freiheit prägt sein gesamtes Leben. Zwischen 1955 und 1961 war er Sprecher der Katholischen Studentengemeinde und Mitbegründer der gesamtdeutschen Katholischen Deutschen Studenten-Einigung und geriet so ins Visier der DDR-Staatssicherheit. Im Jahr 1963 gründete er den Aktionskreis Halle der Katholischen Studentengemeinde und mahnte immer wieder demokratische Reformen in der DDR an - unter anderem auch in Schreiben an das Zentralkomitee der SED und an Erich Honecker. Seine Positionen und christlichen sowie humanen Werte vertrat er auch unter Inkaufnahme von Repressalien und Strafen. In der Wendezeit gehörte er zur ersten Reihe im »Neuen Forum« und am »Runden Tisch« in Görlitz. Später verarbeitete er als Autor diese Erfahrungen in seinen Büchern. Prof. Stosiek ist leidenschaftlicher Klavierspieler und engagierte sich regelmäßig ehrenamtlich als Organist in der Kirche St. Hedwig in Görlitz. Als kritischer Geist fördert er nach wie vor den Diskurs in der Gesellschaft - unter anderem mit Vorträgen und in Diskussionsrunden.

Dr. Michael Burgkhardt

Dr. Michael Burgkhardt hat sich um den Aufbau eines leistungsfähigen Rettungsdienstes in Sachsen und um Verbesserungen in der Notfallmedizin verdient gemacht. Er arbeitete bis 1990 in der Poliklinik Leipzig-Ost, danach als Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes der Stadt Leipzig und ab 1993 als praktischer Arzt in seiner eigenen Praxis. 1990 gründete er den Ausschuss Notfall- und Katastrophenmedizin der Sächsischen Landesärztekammer und übernahm bis 2019 dessen Vorsitz. Er war an der Gründung der »Arbeitsgemeinschaft Sächsischer Notärzte«, dem Leipziger Kriseninterventionsteam sowie dem Ärzteverband zu Leipzig beteiligt. Mit Leidenschaft und Sachverstand kümmerte er sich um die Ausbildung von Notärzten in Sachsen. So setzte er sich für den Aufbau, die Konzeption und Durchführung von Kursen für Ärzte der Rettungsdienste und der Notfallmedizin sowie in die Ausbildung von Notfall- und Rettungssanitätern ein. Während der Friedlichen Revolution ging er für Demokratie und Freiheit in Leipzig auf die Straße und wies auf die massiven Probleme im DDR-Gesundheitswesen hin. Zwischen 1990 und 2014 war er kommunalpolitisch in Leipzig im Stadtparlament aktiv und leitete hier unter anderem den Stasi-Untersuchungsausschuss.
 
Dr. Michael Burgkhardt ist vor wenigen Tagen im Alter von 76 Jahren verstorben. Den Sächsischen Verdienstorden nahm nach Absprache mit der Familie der Sohn von Dr. Burgkhardt entgegen.

Prof. Dr. Michael Albrecht

Prof. Dr. Michael Albrecht (72) hat sich um die Weiterentwicklung des nationalen und internationalen Krankenversorgungssystems verdient gemacht. Der erfahrene Mediziner und Manager, der seit zwei Jahrzehnten Medizinischer Vorstand und Sprecher des Universitätsklinikums Dresden ist, war maßgeblich auch am Auf- und Ausbau des Gesundheitswesens im Freistaat beteiligt. In Dresden gelang es ihm mit großem Sachverstand, Weitsicht und strategischem Geschick, die dortige Hochschulmedizin zum Wohle der Patienten zu einer weithin geschätzten und anerkannten Einrichtung für Krankenversorgung, Forschung und Lehre zu entwickeln. Prof. Albrecht verstand und versteht es, Allianzen aufzubauen, die der Entwicklung interdisziplinärer Strukturen dienen. So initiierte er innovative Zentrumsstrukturen, die bundesweit zur Blaupause für die Neuorganisation großer Krankenhäuser mit hohem Spezialisierungsgrad wurden. Beispielhaft steht dafür das Dresdner Universitäts-Krebs-Centrum, das in weniger als 20 Jahren zum Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen und damit - gemeinsam mit Heidelberg - zur ersten Adresse bei der Versorgung von Krebspatienten in Deutschland wurde. Darüber hinaus machte er sich als umsichtiger Krisenmanager in der Corona-Pandemie einen Namen. Seine Expertise war Grundlage zahlreicher politischer Entscheidungen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens.

Prof. Dr. Andreas Dietz

Prof. Dr. Andreas Dietz (59) entwickelte die Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde des Universitätsklinikums Leipzig als Ärztlicher Direktor zu einem national und international bekannten Zentrum für HNO-Heilkunde und zum anerkannten HNO-Tumorzentrum. Zu den von ihm erfolgreich realisierten Projekten gehört auch das gemeinsam mit Prof. Michael Fuchs gegründete Cochlea-Implantat-Zentrum Leipzig. Babys, die gehörlos auf die Welt kommen, können dort in den ersten Monaten Elektroden in die Hörschnecke eingesetzt werden, mit denen sie dann hören und sprechen lernen können. Die Einrichtung arbeitet eng mit der Landesschule mit dem Förderschwerpunkt Hören, dem Förderzentrum Samuel Heinicke zusammen. Von 2005 an war Prof. Dietz zudem viele Jahre als ärztlicher Berater des Deutschen Verbandes für Kehlkopfoperierte und Kehlkopflose e.V. tätig, einer Selbsthilfevereinigung von Patienten nach Kehlkopfkrebsbehandlung. Seit 2016 ist er Sprecher des überregionalen Tumornetzwerk Leipzig e. V., Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Tumorzentren und hat den Vorsitz im Beirat der Sächsischen Krebsgesellschaft inne. In einer Band, die auch bei Charity-Veranstaltungen auftritt, sorgt er am Schlagzeug für den richtigen Takt.

Dr. Thomas Grünewald

Dr. Thomas Grünewald (58), Leiter der Klinik für Infektions- und Tropenmedizin und Leitender Arzt für Krankenhaus- und Umwelthygiene am Klinikum Chemnitz, engagiert sich in Sachsen, aber auch in Afrika, seit vielen Jahren in besonderer Weise für den Infektions- und Gesundheitsschutz. Seit Beginn der Corona-Pandemie berät er als medizinischer Koordinator für den Direktionsbezirk Chemnitz alle 29 Kliniken im Cluster zu Fragen der medizinischen Behandlung und der epidemiologischen Entwicklung. Als ausgewiesener Fachmann und Vorsitzender der Sächsischen Impfkommission berät er zudem die Staatsregierung und die Stadt Chemnitz zu Fragen des Pandemiegeschehens und der -bekämpfung und entwickelte federführend die Impfstrategie für den Freistaat. Darüber hinaus engagiert er sich ehrenamtlich schon seit vielen Jahren in Projekten zur Infektionsprophylaxe und -behandlung in Afrika. So war er maßgeblich an der Entwicklung einer "Ebola-App" in Liberia beteiligt. Mit einigen Mitstreitern hat er über den »Maso Förderverein Aids-Hilfe Malawi e. V.« ferner das Projekt »Pamodzi-Together-Gemeinsam« ins Leben gerufen. Dabei geht es um die Entwicklung und Implementierung eines Qualifizierungsprogramms als niedrigschwelliges Angebot zur Stärkung der gemeindebasierten Krankenversorgung von Menschen mit HIV. Hierzu reiste er in seiner Freizeit regelmäßig nach Malawi, um Kurse zu geben.

Hintergrund:

Der Sächsische Verdienstorden wurde 1996 gestiftet und erstmals am 27. Oktober 1997 verliehen. Ihn können in- und ausländische Persönlichkeiten erhalten, die sich um den Freistaat Sachsen und seine Bevölkerung besonders verdient gemacht haben, Außerordentliche Leistungen, insbesondere im politischen, sozialen, kulturellen oder wirtschaftlichen Bereich sowie auf dem Gebiet der Umwelt sind Kriterien für eine Verleihung. Insgesamt darf die Zahl der lebenden Ordensträger 500 nicht überschreiten. Bisher wurde der Sächsische Verdienstorden 362 mal verliehen.