Kinder- und Jugendärzte zum „Weltdrogentag“: Legalisierung von Cannabis verharmlost gesundheitliche Gefahren

„Wir Kinder- und Jugendärzte setzen uns seit langem gegen den Konsum von Drogen und Suchtstoffen durch Kinder und Jugendliche ein“, so Prof. Dr. med. Hans-Iko Huppertz, Generalsekretär der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DAKJ). Das gilt für sogenannte legale Drogen wie Tabak und Alkohol und erst recht für vom Gesetzgeber aus guten Gründen für illegal erklärte Substanzen, weil bekannt ist, welche nachteiligen Wirkungen diese Drogen insbesondere für Kinder und Jugendliche haben können.


Je jünger die Konsumenten, desto schwerwiegender die Folgen. Die psychosozialen Risiken von häufigem Cannabiskonsum wie vorzeitige Schulabbrüche und geringerer Bildungserfolg sind inzwischen empirisch belegt, auch liegen Hinweise für Risiken im sozialen Bereich vor. Prof. Huppertz: „Deshalb beobachten wir mit großer Sorge, wenn außerhalb medizinischer Indikationen und schmerztherapeutischer Anwendungen von einigen politischen Parteien über eine Legalisierung von Cannabis für den Freizeitgebrauch nachgedacht wird. Solche Diskussionen suggerieren gerade jüngeren Menschen, Cannabis sei eine ungefährliche Substanz, die man ohne Risiken wie ein harmloses Genussmittel konsumieren könne. Bei allen Initiativen für eine Legalisierung des Cannabiskonsums für Erwachsene wurde bislang völlig ausgeblendet, wie man sicherstellen will, dass Cannabisprodukte nicht an Kinder und Jugendliche weitergereicht werden, die besonders schutzbedürftig sind.“


Die vom Bundesgesundheitsministerium geförderte und von der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Frau Marlene Mortler, 2018 veröffentlichte CaPRis-Studie belegt: Cannabis ist die am häufigsten konsumierte illegale Droge. Etwa jeder vierte erwachsene EU-Bürger hat sie schon einmal in irgendeiner Form ausprobiert. In Deutschland haben in den letzten zwölf Monaten 6,1 Prozent der Allgemeinbevölkerung (18 – 64 Jahre) Cannabis konsumiert. Das entspricht hochgerechnet 3,11 Millionen Menschen. Der Konsum ist vor allem bei jungen Menschen verbreitet: In der Altersgruppe der 15- bis 34-Jährigen haben 13,2 Prozent Cannabis in den letzten 12 Monaten konsumiert, in der Altersgruppe der 18- bis 25-jährigen sind es sogar 17,6 Prozent.


Als psychoaktive Substanz kann Cannabis die Gehirnentwicklung beeinträchtigen und zu Persönlichkeitsstörungen führen, insbesondere, wenn es bereits in jungen Jahren regelmäßig konsumiert wird. Hinzu kommt die Gefahr, dass viele Cannabissorten heutzutage sehr hohe Tetrahydrocannabinol (THC)-Konzentrationen aufweisen und die schädigende Wirkung dadurch potenziert wird. Wissenschaftliche Studien zeigen einen deutlichen Anstieg des Risikos für psychotische Störungen und die Entwicklung eines cannabisbezogenen Abhängigkeitssyndroms.


Prof. Huppertz: „Aus Sicht der Kinder- und Jugendmedizin ist besonders besorgniserregend, dass es in Staaten mit legalisierter Freigabe von Cannabis zu einem Anstieg der Zahl jugendlicher Konsumenten sowie einer Zunahme von Gesundheitsschäden durch Intoxikation bei Kindern gekommen ist. Zudem ist Cannabis eine klassische Einstiegsdroge. Durch eine Legalisierung von Cannabis werden die gesundheitlichen Gefahren des Cannabiskonsums verharmlost und jahrzehntelange erfolgreiche Präventionsbemühungen im Suchtbereich konterkariert.“